Deutsche Männerstaffel gewinnt Bronze - Biathletinnen Fünfte
Veröffentlicht: Samstag, 22.02.2025 16:50
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WM in Lenzerheide
Lenzerheide (dpa) - Philipp Horn breitete noch kurz die Arme aus und fiel nach einem kurzen Jubel völlig platt in den Schnee. Mit Staffel-Bronze sendeten die deutschen Biathleten um den bis zum letzten Meter kämpfenden Schlussläufer Horn am vorletzten Tag der Weltmeisterschaft in Lenzerheide das erhoffte Lebenszeichen. Die erste WM-Medaille der Herren mit der Staffel nach fünf Jahren und vielen Enttäuschungen folgte auch auf teilweise erschreckend schwache Einzelwettbewerbe in der Schweiz. Die mit Gold-Ambitionen gestarteten Frauen um Franziska Preuß gingen hingegen erstmals seit 2019 leer aus und blieben als Fünfte überraschend ohne Edelmetall.
Horns schmerzhafte Schlussrunde
«Das war die härteste Runde, die ich jemals hatte. Ich habe alles gegeben und noch viel mehr», sagte Horn. Der 30-jährige Thüringer brachte dem Quartett, zu dem auch Philipp Nawrath, Danilo Riethmüller und Johannes Kühn gehörten, mit einem perfekten Stehendschießen im finalen Duell mit dem Schweden Sebastian Samuelsson die ersehnte Medaille. «Ach du Scheiße, war das geil», dachte Horn, als er auf die letzte Runde ging, die ihm dann alles abverlangte: «Ich habe gedacht, ich schaffe es nicht mehr. Ich dachte, die Lichter gehen aus, ich hatte solche Schmerzen.»
Am Ende musste sich Deutschland nach 4 x 7,5 Kilometern nur dem überlegenen norwegischen Team mit 1:42,6 Minuten Rückstand und Frankreich geschlagen geben. 2015 im finnischen Kontiolahti gab es den bislang letzten Staffel-Titel für die Männer. In den folgenden Jahren folgten viele Rückschläge, seit Silber 2020 in Antholz hatte die Mannschaft auf die Rückkehr auf das Podest gewartet.
Kurz nach dem Zieleinlauf brach Kühn dann ebenso in Tränen aus wie auch Trainer Jens Filbrich. Für Kühn war es im Alter von 33 Jahren die erste WM-Medaille, auch Riethmüller feierte seine Premiere auf dem Podest einer Weltmeisterschaft. In Lenzerheide war es insgesamt schon das fünfte Edelmetall für das Team um Medaillensammlerin Franziska Preuß.
Preuß: Nicht unser Tag
Die Bayerin hatte am vorletzten WM-Tag allerdings wenig Grund zur Freude. «Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man, und ja, heute war nicht unser Tag», sagte Preuß: «Aber ja, dafür haben wir schon schöne Momente mit der Staffel gehabt dieses Jahr.» Nach zwei Saisonsiegen waren die Ambitionen andere als der fünfte Platz.
Als Mitfavoritinnen gestartet waren Sophia Schneider, Selina Grotian, Julia Tannheimer und Preuß beim überlegenen Triumph von Frankreich nur Nebendarsteller, die sich zu Beginn sogar auf Platz 18 wiederfanden. Schneiders bittere Strafrunde und insgesamt zehn Nachlader waren zu viel, um es ganz nach vorn zu schaffen.
«Wir sind natürlich nicht zufrieden mit dem Ergebnis», sagte Frauen-Bundestrainer Kristian Mehringer. Am Ende hatte das DSV-Quartett nach 4 x 6 Kilometern 1:58,4 Minuten Rückstand. Silber vor 17.000 Zuschauern in der Roland Arena ging an Norwegen, Bronze holte sich die Schwedinnen.
Schneider früh weit hinten
2017 im österreichischen Hochfilzen gab es das bislang letzte Staffel-Gold für die Frauen. Seitdem war das Team nur 2019 im schwedischen Östersund ohne Medaille (4. Platz) geblieben.
Bei deutlichen Plusgraden und einer immer weicher werdenden Strecke erwischte die in dieser Saison oft im zweitklassigen IBU-Cup eingesetzte Schneider einen schlechten Start. Nach insgesamt vier Nachladern und einer Strafrunde nach dem Stehendschießen betrug der Rückstand der 27-Jährigen auf die führenden Französinnen beim Wechsel als 16. bereits 1:35,1 Minuten.
Auch Preuß patzt am Schießstand
«Ich habe die Waffe nicht ruhig bekommen. Ich habe den Stress von der Strecke beim Schießen nicht wegbekommen. Es tut mir sehr leid», sagte Schneider. Weil auch die 20-jährige Grotian nicht fehlerfrei durchkam, ging Youngster Tannheimer als 13. in ihre erste WM-Staffel. Die 19-Jährige schickte Verfolgungs-Weltmeisterin Preuß als Sechste in die Loipe. Zwei Nachlader im Stehendschießen verhinderten den späten Sprung aufs Podium. «Manchmal entscheidet dann ein Schuss», sagte Preuß, die zum WM-Abschluss am Sonntag im Massenstart noch ihre fünfte WM-Medaille gewinnen kann.