Mutmaßliche Geldautomaten-Sprenger kündigen Aussage an

In der Golzheimer Nebenstelle des Landgerichts Düsseldorf hat jetzt der Prozess um eine versuchte Geldautomatensprengung in Dormagen begonnen.

© Marc Pesch

Das Verfahren begann jetzt mit einer Überraschung: Statt – wie angekündigt - zwei Angeklagte gab es vier Männer auf der Anklagebank. Ursprünglich hatte die Polizei nur zwei der mutmaßlichen Täter ermitteln können, jetzt allerdings stehen alle vier Beteiligte vor Gericht. Die jungen Männer sollen gemeinsam die Geldautomatensprengung geplant haben, um kräftig Kasse zu machen. Mit einem PS-starken VW Golf R sollen sie in der Nacht vom 20. auf den 21. Mai 2023 gegen 5 Uhr in der früh Richtung HIT-Markt aufgebrochen sein. Um möglichst unerkannt zu bleiben und die Ermittler zudem auf eine falsche Fährte zu locken, hatten sie ihren Sportwagen mit einem in Unna gestohlenen Kennzeichen ausgestattet. Vor Ort waren die vier mutmaßlichen Täter dann mit grauen oder dunklen Jogginganzügen und komplett vermummt in den HIT-Markt eingedrungen. Die erste Schiebetür wurde laut Ermittlungen eingetreten, die zweite mit einem Brecheisen aufgehebelt.

Der weitere Tatablauf wurde zum Prozessauftakt dank diverser Videoaufnahmen einer Überwachungskamera sekundengenau dokumentiert. So soll die Bande mehrere Sporttaschen mit in den Vorraum des Supermarktes gebracht haben, um damit die Beute nach der erfolgreichen Sprengung abtransportieren zu können. Doch dazu kam es nicht. Zwar hatte die Bande laut Ermittlungen binnen zwei Minuten den Geldautomaten aufgehebelt und auch so genannten „Blitzsprengstoff“ in das Gerät geleitet – dann allerdings musste der „Coup“ abgebrochen werden. Einer der Täter, der im Fluchtwagen gewartet hatte, hatte einen herannahenden Streifenwagen gemeldet. Daraufhin packten die Tatverdächtigen in Windeseile ihr komplettes Equipment zusammen und türmten. Eine Streifenwagenbesatz nahm die Verfolgung auf und filmte die Flucht mit einer „Onboard“-Kamera.

Vom Gewerbegebiet „Top-West“ ging es in rasender Fahrt zunächst Richtung Autobahn, dann allerdings bog der Fluchwagen in Richtung Hackenbroich ab. Zwei Feuerlöscher warfen die Männer aus dem Auto, in Hackenbroich endete die Flucht schließlich in einem Wohngebiet. Hier sprangen die Männer aus dem Golf und türmten in unterschiedlichste Richtung zu Fuß weiter. Einer von ihnen konnte gefasst werden, die drei übrigen wurden in der Folgezeit ermittelt. Im Fluchtfahrzeug fand die Polizei das Einbruchswerkzeug und auch verschiedene Waffen.

Jetzt vor Gericht kündigten die beiden mutmaßlichen Haupttäter für den nächsten Verhandlungstag eine Aussage an. Die beiden übrigen Angeklagten wollen zunächst schweigen und weder zu ihrem Lebenslauf, noch zu den Tatvorwürfen eine Aussage machen.

Im Falle einer Verurteilung drohen den Beteiligten lange Gefängnisstrafen. Bis zu 15 Jahre Haft sind möglich. Mit dem Urteil wird erst im Dezember gerechnet. Bis kurz vor Weihnachten hat das Landgericht Düsseldorf Verhandlungstermine angesetzt.

(Text: Marc Pesch)

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