Sorge um Erdbeben-Vermisste in Bangkok und Myanmar

Erdbeben in Thailand
© Carola Frentzen/dpa

Naturkatastrophe

Mandalay/Bangkok (dpa) - Nach dem verheerenden Erdbeben von Myanmar setzen in Südostasien Rettungskräfte die Such- und Bergungsarbeiten fort - und finden weitere Leichen. Die Lage im Bürgerkriegsland Myanmar blieb unübersichtlich. Zuletzt sprach das Staatsfernsehen von rund 1.700 Toten und etwa 3.400 Verletzten. 300 Menschen wurden noch vermisst. Doch die regierende Militärjunta rechnet damit, dass die Opferzahl noch weiter steigen könnte.

In Thailands Hauptstadt Bangkok, wo das starke Beben ebenfalls deutlich zu spüren war, erhöhte sich die Zahl der Toten auf mindestens 18, wie die Zeitung «Bangkok Post» unter Berufung auf die Stadtverwaltung berichtete. Demnach galten noch 78 weitere Menschen in der Millionenmetropole als vermisst.

Suche unter Hochhaus-Trümmern geht weiter

Intensiv suchten Rettungskräfte in Bangkok vor allem im Schuttberg eines Hochhauses, das sich noch im Bau befand, als es bei der Erdbebenkatastrophe vom Freitag einstürzte. Den Rettungskräften und Menschen, die vor der Unglücksstelle auf Nachrichten über ihre vermissten Angehörigen warteten, machte die enorme Hitze auf dem Asphalt schwer zu schaffen. In der Stadt herrschten hohe Temperaturen bei gleichzeitig hoher Luftfeuchtigkeit. 

Die Bergungsteams vermuten in den Trümmern weitere verschüttete Menschen. Zehn Tote wurden allein dort bereits bestätigt. Medienberichten zufolge werden mehrere Dutzend noch vermisst. Die Helfer kämpfen gegen die Zeit. Mit Spürhunden suchen sie nach weiteren Überlebenden. Am Samstag hatten sie Lebenszeichen unter den Trümmern vernommen.

Auch wenn das Beben das Hochhaus in Bangkok letztlich zum Einsturz brachte: Die thailändischen Behörden leiteten laut «Bangkok Post» mittlerweile eine Untersuchung, um zu ermitteln, wie es so weit kommen konnte.

Appell an Touristen 

Die Behörden des Landes versuchen unterdessen, den Touristen und erwarteten Urlaubern wieder ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Wie die Regierung auf der Online-Plattform X mitteilte, läuft der Betrieb in Hotels wie gewohnt weiter, Veranstaltungen finden statt und an Sehenswürdigkeiten wurden keine Schäden festgestellt. 

Zudem kehrten laut Flughafenbetreiber sechs internationale Airports - darunter in Bangkok und auf der beliebten Urlaubsinsel Phuket - nach den erdbebenbedingten Überprüfungen wieder in den Normalbetrieb zurück.

Immer noch zahlreiche Nachbeben

Die schweren Erdstöße mit Epizentrum in Myanmar am Freitag waren über die Grenzen des Landes hinaus spürbar. Das kräftigste Beben ereignete sich nahe Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, mit einer Stärke von 7,7. 

Ein paar Minuten später folgte etwas südlich davon ein weiteres starkes Erbeben - das Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ) und die US-Erdbebenwarte (USGS) meldeten hier eine Stärke von 6,5 beziehungsweise 6,7. Auch in Teilen von China und Vietnam waren die großen Beben deutlich zu spüren. Selbst zwei Tage nach dem Auftreten der Naturgewalt ereigneten sich immer noch zahlreiche Nachbeben, am Sonntag etwa mit Stärke 5,1 nördlich von Mandalay in Myanmar in rund 10 Kilometern Tiefe.

Zahlreiche Tote in Myanmar

Aus dem besonders betroffenen Myanmar dringen nur wenige Informationen nach außen. Experten befürchten, dass weit mehr Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Die Lage in dem Land ist dramatisch. Zwei Tage nach dem Beben gebe es noch kein Gesamtbild der Lage, teilte die Hilfsorganisation Malteser in Deutschland mit. «Aus abgelegenen Ortschaften liegen den Nothilfe-Teams nur wenige Informationen vor.» Ein Vorkommen sei schwierig. Malteser International hatte ein Nothilfe-Team in die betroffenen Gebiete geschickt, wo es den Angaben zufolge mit örtlichen Partnern zusammenarbeitet. 

Wie auf Fotos zu sehen ist, sind durch die Erschütterungen etliche Häuser in sich zusammengebrochen und Brücken eingestürzt. Ein Krankenhaus im Bundesstaat Shan wurde völlig zerstört. In der Hauptstadt Naypyidaw stürzte der Flugverkehrskontrollturm auf dem internationalen Flughafen ein. Dabei kamen mindestens sechs Menschen ums Leben. 

Die Opposition in Myanmar kündigte eine einseitige Kampfpause für die Zeit der Rettungsarbeiten an. Jegliche Angriffe würden für zwei Wochen ausgesetzt, erklärte die Nationale Einheitsregierung (NUG), jene demokratische Schattenregierung, die sich nach dem Militärputsch von 2021 als Alternative zur regierenden Junta gebildet hatte. Ausgenommen seien allerdings «Verteidigungshandlungen», hieß es.

Medienberichten zufolge setzte die Militärjunta auch kurz nach den Erdstößen ihre Angriffe gegen Rebellengruppen fort. Der UN-Sonderberichterstatter für Myanmar, Tom Andrews, forderte von der Junta im Gespräch mit der britischen BBC eine Unterbrechung aller Militäroperationen.

Hunderte Häuser in China beschädigt

In China, einem Nachbarstaat Myanmars und einer der wenigen Verbündeten des Bürgerkriegslandes, hatte das Erdbeben die südwestliche Provinz Yunnan mit am stärksten getroffen. In der Stadt Ruili, die rund 300 Kilometer vom Epizentrum in Myanmar entfernt liegt, wurden laut Staatsmedien fast 850 Häuser beschädigt. Zwei Menschen wurden dort verletzt. 

Hilfe aus dem Ausland läuft an

Besonders für das vom Bürgerkrieg geschundene Myanmar lief nach dem Beben Hilfe aus dem Ausland an. Aus Deutschland stellt etwa das katholische Hilfswerk Misereor 150.000 Euro Nothilfe zur Verfügung. 

Geld kam auch aus China, das umgerechnet rund 12,7 Millionen Euro bereitstellt. Außerdem schickte die Kommunistische Partei Chinas ein Rettungsteam des Katastrophenschutzes mit Spezialgeräten nach Myanmar. Der Nachrichtenagentur Xinhua zufolge befreite ein chinesisches Team einen Mann in Naypyidaw nach 40 Stunden aus den Trümmern eines Krankenhauses.

Russland schickte eine Sondermaschine mit 50 Rettungskräften und einer mobilen Krankenstation an Bord nach Myanmar, wie das Zivilschutzministerium in Moskau mitteilte. Auch die thailändische Regierung teilte mit, trotz eigener Betroffenheit Spezialteams nach Myanmar geschickt zu haben. 

Auch Indien verstärkt seine Hilfe für das Nachbarland deutlich. Vier Schiffe der indischen Marine mit insgesamt 70 Tonnen Hilfsmaterialien und medizinischen Versorgungsgütern waren auf dem Weg nach Yangon an der Südostküste, wie Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar auf der Plattform X mitteilte. Zudem sollte ein mobiles Krankenhaus der indischen Armee mit dem Flugzeug nach Mandalay gebracht werden.

© dpa-infocom, dpa:250330-930-418363/6
Erdbeben in Thailand
An den Trümmern eines Hochhauses in Bangkok laufen die Bergungs- und Rettungsarbeiten.© Manish Swarup/AP/dpa
An den Trümmern eines Hochhauses in Bangkok laufen die Bergungs- und Rettungsarbeiten.
© Manish Swarup/AP/dpa
Erdbeben in Thailand
Menschen warten auf Nachrichten über Angehörige, die in den Trümmern des Hochhauses in Bangkok vermutet wurden.© Sakchai Lalit/AP/dpa
Menschen warten auf Nachrichten über Angehörige, die in den Trümmern des Hochhauses in Bangkok vermutet wurden.
© Sakchai Lalit/AP/dpa
Erdbeben in Myanmar
Die Lage im Bürgerkriegsland Myanmar bleibt unübersichtlich.© Thein Zaw/AP/dpa
Die Lage im Bürgerkriegsland Myanmar bleibt unübersichtlich.
© Thein Zaw/AP/dpa
Erdbeben in Myanmar
Auch am Sonntag gab es Nachbeben in Myanmar.© Aung Shine Oo/AP/dpa
Auch am Sonntag gab es Nachbeben in Myanmar.
© Aung Shine Oo/AP/dpa
Erdbeben in Myanmar
In Myanmar suchten die Retter weiter nach Überlebenden.© Aung Shine Oo/AP/dpa
In Myanmar suchten die Retter weiter nach Überlebenden.
© Aung Shine Oo/AP/dpa
Erdbeben in Myanmar
Das Erdbeben in Myanmar richtete schwere Schäden an Infrastruktur - wie etwa an Brücken - an.© Maxar Technologies/Maxar/AP/dpa
Das Erdbeben in Myanmar richtete schwere Schäden an Infrastruktur - wie etwa an Brücken - an.
© Maxar Technologies/Maxar/AP/dpa

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