«Wunderschöner»: Frauen, Männer und moderne Beziehungen

Premiere des Films «Wunderschöner»
© Christoph Soeder/dpa

Neu im Kino

Berlin (dpa) - Schönheitsdruck habe ziemlich viel mit Sexy sein zu tun, «Fuckability», sagt Karoline Herfurth im Interview der dpa. «Und dann fragt man sich natürlich irgendwann: "Wer ist eigentlich sexy, wer bestimmt das und warum ist das so wichtig?"» Diese und andere Fragen behandelt Herfurth in ihrem neuen Film «Wunderschöner», der jetzt in die Kinos kommt. Es sei ein Film über Frauen und Männer und das Gestalten von Beziehungen heute, sagt Herfurth. 

Emilia Schüle, Nora Tschirner, Friedrich Mücke und viele mehr - Die dramatische Komödie ist wie schon der erste Teil «Wunderschön» mit bekannten Gesichtern besetzt. Neben einer der Hauptrollen übernahm Karoline Herfurth auch wieder Regie und schrieb zusammen mit Monika Fäßler das Drehbuch. «Es geht sowohl um Beziehungen zwischen Mann und Frau, als auch unter Freundinnen, als auch unter Frauen, als auch unter Müttern und Töchtern.»

Wie setzt man Grenzen, wie kommuniziert man Bedürfnisse?

Anhand bekannter und neuer Figuren behandelt der Film Fragen wie: Wie setzt man Grenzen und wie werden diese respektiert? Wie sichtbar ist die Arbeit von Frauen, sowohl beruflich als auch privat? Wie kommuniziert man Bedürfnisse, wie verhandelt man Beziehungen? Wie weit ist unsere Gesellschaft bei der körperlichen Selbstbestimmung? Der Film deckt viele Facetten ab. 

«Ich finde es ganz schön, dieses Zerbrechen und wieder Zueinanderfinden, erzählen zu können», sagt Herfurth. «Was sind eigentlich strukturelle Konflikte, die wir persönlich verhandeln? (...) Wie kann man sich ganz bewusst über die strukturellen Sachen auseinandersetzen und dabei die liebevollen Augen füreinander nicht verlieren?» 

Herfurth selbst von Aktualität überrascht

Herfurths neue Arbeit hat erstaunliche Aktualität, was sogar die Regisseurin überraschte. So hat Teenager Lilly, gespielt von Emilia Packard, Stress in der Schule und Streit mit ihrem Vater Phillipp. Dieser bietet an, beim Schulleiter Friedrich ein gutes Wort einzulegen. Der Schulleiter ist ein Bekannter Phillipps und ein konservativer Mann, der mit dem neuen Selbstbewusstsein seiner Schülerinnen nicht klarkommt. Es gebe Tausende Friedrichs, sagt Lilly im Gespräch mit ihrem Vater. 

Herfurth zufolge ist der Name Friedrich Zufall und kein Verweis auf den Unionskanzlerkandidaten. «Ich finde verrückt, dass Friedrich Merz unser wahrscheinlichster Kanzlerkandidat ist und sie redet über Friedrichs.»

«Der Kuss ist ein Zitat»

Auch der Kuss-Skandal nach der Fußball-Frauen-WM 2023 spielt eine Rolle und komm im Film in ähnlicher Form vor. Der damalige Verbandschef Luis Rubiales hatte nach dem Sieg der Spanierinnen der Kapitänin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung einen Kuss auf den Mund gedrückt - gegen ihren Willen, wie Hermoso sagt. Anschließend sei sie stark unter Druck gesetzt worden, damit sie die Sache herunterspiele und Rubiales nicht beschuldige. 

Mittlerweile muss Rubiales sich wegen des Vorwurfs der sexuellen Aggression und der Nötigung verantworten, der Prozess begann am vergangenen Montag (3.2.). Auch dieser Zeitpunkt sei Zufall, sagt Herfurth. «Der Kuss ist ein Zitat» und wird - mit anderem Ausgang - im Film aufgegriffen. Im Film verhandelt vor allem die Figur Julie, gespielt von Emilia Schüle, dieses Thema: Was ist das richtige Nein? 

Auch Männer sind nicht zwingend frei

«Ich finde den Widerstand erstaunlich, der der Gleichberechtigung und Augenhöhe zwischen Mann und Frau entgegensteht. Den finde ich überraschend und überraschend hartnäckig», sagt Herfurth der dpa. «Ich finde das nicht ganz akzeptabel.» Sie wünsche sich, dass Frauen frei über ihr Leben entscheiden können, ohne gewisse Rollen einnehmen zu müssen. «Und Männer auch, denn auch Männer können ja außerhalb dieser Strukturen ihr Leben nicht zwingend frei entscheiden.» 

Obwohl der Film einen modernen Blick auf Frauen, Rollenbilder und Schönheitsdruck bietet, empfindet Herfurth ihren Film nicht als feministisch. «Mir wird das öfter entgegengebracht, aber eigentlich gucke und erzähle ich einfach aus weiblicher Perspektive und offensichtlich wird das schon als feministisch empfunden. Ich glaube, dass es vielleicht in ein paar Jahren oder paar Jahrzehnten einfach ein Film aus anderer Sicht ist.» 

Trotz der Länge von 2.20 Stunden ist der Film erstaunlich kurzweilig, und sogar stärker als der erste Teil «Wunderschön» von 2022, der in den Kinos sehr erfolgreich war.

© dpa-infocom, dpa:250213-930-373613/1
Premiere des Films «Wunderschöner»
Ein Teil der männlichen Besetzung. © Christoph Soeder/dpa
Ein Teil der männlichen Besetzung.
© Christoph Soeder/dpa
Premiere des Films «Wunderschöner»
Regisseurin, Schauspielerin und Drehbuchautorin Karoline Herfurth. © Christoph Soeder/dpa
Regisseurin, Schauspielerin und Drehbuchautorin Karoline Herfurth.
© Christoph Soeder/dpa

Weitere Meldungen