Unsere Zukunft - Leben mit dem Klimawandel: Der Klimamanager

Wie müssen Städte in Zukunft aussehen, wenn sie dem Klimawandel begegnen wollen? Mit der Frage beschäftigen sich Klimamanager wie Stefan Wenzel.

Der Klimawandel ist längst bei uns in Nordrhein-Westfalen angekommen. Vor allem unsere Städte werden sich in den nächsten Jahren weiter aufheizen. Eine Hitzewelle im Sommer wird deshalb zu einer Belastungsprobe. Vor allen Dingen für ältere Menschen und Kleinkinder. Aber auch für Menschen, die in Dachgeschosswohnungen leben. Ist das Leben in der Stadt im Jahr 2050, 2100 überhaupt noch möglich? Die Stadt Düsseldorf versucht seit Jahren, darauf eine Antwort zu finden. 

Der Klimaspaziergang - eine besondere Stadtführung

"Die 1,5 Grad aus dem Pariser Klimaabkommen sind in Düsseldorf schon längst erreicht."

Stefan Wenzel leitet die Abteilung Kommunales Klimamanagement der Stadt Düsseldorf. Etwa 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich in dieser Abteilung ausschließlich um die Frage, wie sich die Stadt an die veränderten Klimabedingungen anpassen kann. Daraus ist eine ganz besondere Stadtführung entstanden - der Klimaspaziergang. Hier werden Folgen des Klimawandels sichtbar und es werden Lösungen vorgestellt, sogenannte Klimaanpassungsprojekte. 

Klimazwilling Toulouse

Die Stadt in Südfrankreich dient Düsseldorf dabei als Orientierung. In Toulouse herrschen bereits jetzt die klimatischen Verhältnisse, die Düsseldorf im Jahr 2050, 2100 erreichen wird. Die beiden Städte stehen in regelmäßigem Austausch miteinander und lernen so neue Konzepte kennen, wie der Mensch in der Stadt dem Klimawandel begegnen kann. 

Neue Tiere - neue Pflanzen

Das Gartenamt der Stadt hat eine Liste mit Zukunftsbäumen erstellt. Das sind Bäume, von denen man glaubt, dass sie an das Klima der Zukunft besser angepasst sind. Vor allem die Rosskastanien entlang der Kö leiden unter dem immer wärmer werdenden Klima. Viele dieser Bäume sind krank und müssen gefällt werden. Sie werden durch klimastabilere Bäume ersetzt - wie z. B. die ungarische Silberlinde. Aber nicht nur die Pflanzenwelt, sondern auch die Tierwelt verändert sich. So ist beispielsweise der Halsbandsittich aus dem Stadtbild kaum mehr wegzudenken. 

"Abends fallen hier 1500 bis 2000 Halsbandsittiche ein. Eine Art, die unsere Winter eigentlich nicht überleben würde. Inzwischen sind sie aber so mild, dass sich der Vogel bei uns sogar vermehrt. Die Population wächst."

Andere, heimische Vogelarten, werden durch den Halsbandsittich nicht verdrängt. Der einzig bekannte negative Effekt, den der Vogel auf den Klimawandel habe, sei, dass er seine Bruthöhlen häufig in die Wärmedämmung von Häuserfassaden baue, sagt der Experte. 

Karte der kühlen Orte

In Zukunft sollen die Bewohner der Stadt auf einer Karte kühle Orte innerhalb der Stadt erkennen können. Dazu zählen U-Bahn-Stationen, Parks, öffentliche Gebäude, aber auch Einkaufszentren. Sie sollen zum Zufluchtsort für die Hitze geplagten Einwohner der Zukunft werden. In anderen europäischen Metropolen wie Paris gibt es eine solche Karte schon seit Jahren.

Leben mit dem Klimawandel: Der Klimamanager

Mehr kostenloses Trinkwasser

Die Stadt arbeitet an einer Art Telefonkette, mit der besonders vulnerable Gruppen daran erinnert werden, während einer Hitzewelle ausreichend zu trinken. Aufkleber auf Geschäften zeigen an, dass man dort seine Trinkflaschen kostenlos auffüllen kann und die Stadt hat 14 öffentliche Trinkbrunnen installiert - 14 weitere sind in Planung.

Grüne Gleise - grüne Dächer - grüne Fassaden

Die Stadt lässt sich ihr Klimaanpassungskonzept etwas kosten. 33 Kilometer sogenannter Rasengleise gibt es inzwischen in Düsseldorf, das macht fast 10 Prozent des Gleisnetzes der Stadt aus (Stand: 11.05.2022).  

"Die Pflanzen schwitzen ähnlich wie wir und kühlen so die Umgebung. Das ist ein super Hitzeschutz und es dämmt gleichzeitig auch die Lärmemissionen."

Der Bau dieser grünen Gleise ist nicht billig. Etwa 260.000 bis 350.000 Euro mehr kostet ein Kilometer dieser grünen Gleise im Vergleich zu herkömmlichen Schottergleisen. Hinzu kommen jährlich etwa 5.600 Euro Instandhaltungskosten pro Kilometer. Kosten, die die Stadt sich mit der Rheinbahn teilt. 

Auch die Dächer und Fassaden der Gebäude sollen in Zukunft viel grüner werden. Bei Bebauungsplänen wird eine Dachbegrünung standardmäßig vorgeschrieben. Die Stadt hat Förderprogramme dafür ins Leben gerufen. Mit dem Ingenhoven-Tal ist die größte europäische Fassadenbegrünung entstanden. 30.000 Hainbuchen bilden eine acht Kilometer lange Hecke. Bisher einzigartig in Europa und ein beliebter Instagram Spot in der Stadt. 

Auch das Schauspielhaus hat inzwischen ein begrüntes Dach erhalten. Auf dem Vorplatz befinden sich in den Boden eingelassene Düsen, die im Sommer Wasser vernebeln und so für Abkühlung sorgen.

Weniger versiegelte Flächen

Bei jedem neu geplanten Projekt wird inzwischen darauf Wert gelegt, dass Wasserspiele integriert werden, Flächen entsiegelt und Bäume gepflanzt werden, um so das Stadtklima herunterzukühlen. Der blaugrüne Ring ist ein Projekt, durch das die Kulturstätten in der Stadt in Zukunft durch Parkanlagen oder Wasserläufe miteinander verbunden werden sollen. So wird die Stadt grüner, das Stadtklima angenehmer. Damit sich das Leben in der Stadt auch in Zukunft lohnt.

"Ich bin optimistisch, dass Düsseldorf auch 2100 noch eine lebenswerte Stadt ist."
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Autor: Nina Tenhaef

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