Unsere Zukunft Leben mit dem Klimawandel - Straßenbauarbeiter

Der Klimawandel hat schon jetzt Auswirkungen auf unser Leben: Stürme, Starkregen oder extreme Hitze - diese Szenarien werden in Zukunft nicht mehr die Ausnahme sein. Die ersten Folgen dieser Veränderungen bekommen schon heute vor allem die Berufsgruppen zu spüren, die draußen arbeiten. Wir haben uns mit Thilo getroffen - er ist seit fast 30 Jahren Straßenbauarbeiter. 

Hautkrebs als Berufskrankheit

Seit 2015 ist der weiße Hautkrebs offiziell bei Bauarbeitern Berufskrankheit. Sie gehören zu einer Berufsgruppe, die der Hitze und der UV-Strahlung tagtäglich ausgesetzt ist. 

"Ohne Bekleidung, also oberkörperfrei arbeiten - das ist inzwischen verboten."

Thilo bekommt T-Shirts von seinem Arbeitgeber gestellt, genauso wie Sonnencreme und Mützen mit Nackenschutz. Einen UV-Schutz hat seine Berufskleidung aber nicht. 

Klimatisierte Bauwagen

Klimatisierte Bauwagen oder Verneblerdusche, damit sich die Arbeitenden zum Beispiel in Pausenzeiten abkühlen können, gehören nicht zum Standard auf deutschen Baustellen.

“Bei extremen Hitzetagen fangen wir einfach früher an, wenn es die Baustelle erlaubt. Vielleicht machen wir dann mal ein, zwei Stunden früher Feierabend.” 

Dann werden Überstunden abgebaut, denn eine Regelung wie Schlechtwettergeld bei Hitze gibt es für Straßenbauarbeiter noch nicht. Thilo hofft in Zukunft auf eine Regelung ähnlich wie bei Zimmermännern, die auf dem Dach arbeiten. Für diese Berufsgruppe gibt es eine besondere Regelung. 

Andere Maßnahmen, wie eine verlängerte Mittagspause - wie in Spanien die Siesta -  sieht Thilo kritisch:

"Wo bleibt da die Familie?"

Asphalt schmilzt bei zu hohen Temperaturen

Ein weiteres Problem, was auf unsere Straßen in Zukunft zukommen könnte: Die extremen Oberflächentemperaturen, die sich während Hitzewellen auf dem oftmals schwarzen Asphalt bilden können. Denn das Baumaterial wird bei Hitze weich. Das bedeutet, es bilden sich schneller Spurrillen - gerade wenn die Last großer LKW im Stau auf die aufgeheizte Fahrbahn drückt.

Straßen der Zukunft

An diesem Thema forscht Ulf Zander, Ingenieur bei der Bundesanstalt für Straßenwesen. Dort hat man die Folgen des Klimawandels auf unsere Infrastrukturen - wie Straßen, Schienen und Wasserwege - im Blick und sucht nach Lösungen. 

Eine Möglichkeit Asphalt Hitzebeständiger zu machen: Die Rezeptur verändern, sagt der Experte. Außerdem kann man helleren Straßenasphalt verbauen, wie es jetzt schon in einigen Städten der Fall ist, um die Temperatur zu senken. Dieser sei aber nicht ganz so widerstandsfähig und verschmutze sehr schnell. Eine weitere Möglichkeit: die temperierte Straße.

"Das funktioniert wie eine Fußbodenheizung. So kann man sowohl Blitzeis verhindern an Stellen, wo der Winterdienst nur schwer hinkommt. Bei großer Hitze kann man so die Wärme aus der Fahrbahn ableiten und weiterverwenden."

Für den Ingenieur wird die Straße 2050 immer mehr Zusatzfunktionen bekommen. Es wird geforscht an Fahrbahnen, auf denen Elektrofahrzeuge während der Fahrt automatisch aufgeladen werden, ohne dass die Batterie des Fahrzeugs belastet wird. Erste Versuche zeigten, dass dies sogar sehr effektiv geht, sagt Zander. Und auch Photovoltaik an Straßen sei jetzt schon ein großes Thema.

Leben mit dem Klimawandel: Der Straßenbauarbeiter

Der Beruf des Bauarbeiters im Jahr 2050

Thilo hält solche Zukunftsvisionen durchaus für realistisch.

"Wer weiß wie viele Bauarbeiter 2050 wirklich noch auf der Straße arbeiten. Vieles wird sicherlich automatisiert - vielleicht sind wir dann eher für die Überwachung der Maschine zuständig."

Hoffentlich dann in einem Büro, in dem es nicht 40 Grad heiß ist.

© RADIO NRW

Autor: Nina Tenhaef

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