Dem Wald in NRW geht es weiter nicht gut

Der Wald erfüllt viele wichtige Funktionen. Doch seit Jahren geht es dem Wald in NRW nicht gut, wie abermals der neue Waldbericht zeigt.

Ein Förster misst während eines Fototermins zur Waldzustandserhebung, bei dem der Gesundheitszustand von Berliner Waldbäume stichprobenartig aufgenommen wird, den Umfang eines Baums, der als Messpunkt markiert ist. Im Hintergrund trägt ein Kollege die Daten auf einem Tablet ein. Die Ergebnisse werden im Berliner Waldzustandsbericht zusammengefasst. Er wird voraussichtlich im November veröffentlicht.
© picture alliance/dpa | Sebastian Christoph Gollnow

Für den Wald in Nordrhein-Westfalen gibt es trotz mehr Regens und Bemühungen um die Wiederbewaldung weiter keine Entwarnung. "Nur 27 Prozent der Bäume haben eine gesunde, dichte Baumkrone aus Blättern oder Nadeln, obwohl es im vergangenen Jahr deutlich mehr geregnet hat", sagte Forstministerin Silke Gorißen (CDU) in Düsseldorf bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2024. 

Damit sind etwas mehr Bäume als noch im Vorjahr (25 Prozent) in NRW vollständig gesund. Doch der Wald hat sich demnach auch 2024 weiterhin nicht von den Auswirkungen der vorausgegangenen Dürre- und Hitzejahre erholt. «Das zweite Jahr in Folge mit viel Regen und entsprechend guter Wasserversorgung hat sich nicht in dem erhofften Maß in einer Verbesserung der Vitalität der Waldbäume niedergeschlagen», sagte Gorißen. So weist mehr als jeder dritte Baum (34 Prozent) mittlere Verluste von Nadeln und Blättern auf, bei 39 Prozent wurden starke Verluste festgestellt. "Um die Vitalität unserer Bäume ist es also weiterhin nicht gut bestellt", sagte die Forstministerin.

Starke Verschlechterung bei Eiche

"In der kurzfristigen Betrachtung ist eine leichte Erholung des Kronenzustandes auf hohem Schadniveau festzustellen. Der langfristige Trend zunehmender Kronenverlichtung seit 1984 setzt sich fort", heißt es im Bericht. Stark verschlechtert habe sich der Zustand der Eiche. Nur bei 6 Prozent der Eichen tritt laut Bericht keine Kronenverlichtung auf, 30 Prozent zeigen eine mittlere und 64 Prozent eine deutliche Verlichtung.

Der Zustand der Buche stagniere auf hohem Schadniveau. Während 19 Prozent der Buche eine gesunde, dichte Baumkrone hätten, weisen 37 Prozent mittlere Verluste von Nadeln und Blättern auf, bei 44 Prozent wurden starke Verluste festgestellt. Verbessert hat sich indes der Zustand der Fichte. 54 Prozent der Fichten zeigen keine Kronenverlichtung, 19 Prozent sind gering und 27 Prozent deutlich verlichtet.

Wiederbewaldung und weniger Borkenkäfer

Daneben gibt es auch weitere positive Nachrichten. "Angesichts der hohen Niederschlagsmengen spielten Waldbrände in diesem Jahr keine Rolle. Und: Die Wiederbewaldung der großen Schadflächen im Wald geht voran, wie die neue Stichprobenerhebung unserer Forstfachleute zeigt", sagte Gorißen. Die Ergebnisse der erstmaligen Auswertung zur Wiederbewaldung zeigen: Auf rund der Hälfte der Schadflächen aus einer Stichprobe an mehreren Punkten wachsen bereits wieder junge Bäume.

Positiv ist mit Blick auf den aktuellen Bericht indes auch, dass der Borkenkäferbefall derzeit keine große Rolle mehr spielt. In 2024 sei durch den Borkenkäfer weniger Schadholz als in der Vergangenheit angefallen. "Die Massenvermehrung der Fichten-Borkenkäfer ist in diesem Jahr gestoppt", heißt es im Vorwort des diesjährigen Waldzustandsberichts. Allerdings gelte es bezüglich der verbliebenen Fichtenwälder wachsam zu bleiben.

Wälder künftig bunter und vielfältiger

Grundsätzlich müssten die Wälder weiter gestärkt werden, sagte die Forstministerin. Neben der Wiederbewaldung sei auch der Waldumbau hin zu standortgerechten Mischbeständen mit mehreren Baumarten ein Ziel. "Die Wälder müssen bunter und vielfältiger werden. Sie werden anders aussehen in der Zukunft, als sie heute aussehen", sagte Gorißen. Beim Umbau der Wälder würden Waldbesitzer in vielfältiger Form unterstützt - etwa durch die weiterhin fortgesetzte "Wiederbewaldungsprämie". Durch diese erhalten Waldbesitzer für 400 gepflanzte Bäume auf Schadflächen 800 Euro pro Hektar. 

Mehr als ein Viertel der NRW-Landesfläche ist mit Wald bedeckt. Dabei ist der Anteil des Privatwaldes mit 64 Prozent höher als in jedem anderen Bundesland. Mehr als die Hälfte der Waldfläche (52 Prozent) besteht in NRW aus Laubbäumen, meist Buchen und Eichen. Auf 48 Prozent der Waldfläche wachsen Nadelbäume, vor allem Fichten. Seit 1984 wird der Zustand des Waldes im Waldzustandsbericht erhoben. Dazu wird im Land an etwa 10.000 Bäumen die Kronenverlichtung begutachtet.

(dpa)

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