Hermann Gröhe hört nach 31 Jahren im Bundestag auf
Veröffentlicht: Montag, 24.03.2025 14:59
Der Neusser CDU-Politiker Hermann Gröhe wurde im Februar 1961 geboren. 31 Jahre lang war er Mitglied des deutschen Bundestags. Mehr als vier Jahre war er Bundesgesundheitsminister.

Im NE-WS 89.4 Interview mit Reporter Jens Rustemeier blickt Hermann Gröhe auf seine politische Karriere zurück und spricht über seinen Abschied aus dem Bundestag sowie seine Pläne für die Zukunft.
Herzlich Willkommen Herr Gröhe, ich greife direkt einmal das auf, was sie mir gerade auf dem Gang hier ins Studio gesagt haben. Sie fühlen sich ein bisschen wie Howard Carpendale, warum?
Na ja, ich habe das spaßig als Vergleich genommen, weil es ja immer wieder ein endgültig letztes Konzert und die letzte große Tournee gegeben hat. Also ich habe jetzt in den letzten Wochen mehrmals den Plenarsaal des Deutschen Bundestages mit dem Gefühl betreten, das ist jetzt das letzte Mal. Und dann gab es eine Woche später die Einladung - Salopp gesagt zum Nachsitzen, weil eben Dinge zu erledigen waren.
Wie ist aktuell die Stimmungslage bei Ihnen? Gut, dass jetzt Schluss ist. Oder denken Sie manchmal: "Ach, eigentlich hätte ich doch noch ein bisschen weitermachen können"?
Nein, ich bin mit mir sehr im Reinen. Ich habe die Entscheidung innerlich vor zwei Jahren getroffen. Also das ist ja auch eine Entscheidung, die wächst. Dann war ich froh, dass der Wechsel erst in der eigenen Partei mit Carl-Philipp Sassenrath als Kandidat, dann mit der Bestätigung durch die Wählerinnen und Wähler gelungen ist. Ich gebe zu, ich habe mehr Wehmut erwartet als es dann ans Kisten packen ging und eine Menge Bücher in die Hand genommen wurden, um sie mit nach Neuss zu transportieren. Ich bin ganz sicher, es kommt der Tag, wo ich im Fernsehen denke, och da wärst Du gern dabei, vielleicht gibt es auch den Tag, wo ich sage, Gott sei Dank bist du da jetzt gerade nicht dabei. Am emotionalsten war in gewisser Weise die Verabschiedung von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ich habe Freunde im Kollegenkreis, aber diese Freundschaften werden sicher das Ende der Mandatszeit überdauern.
Sie haben die Kisten gerade angesprochen. Ist denn jetzt die Wohnung in Berlin schon komplett leergeräumt?
Nein, das Büro ist leergeräumt, das Apartment bleibt. Unsere Tochter Johanna studiert in Berlin. Ich bin stellvertretender Vorsitzender der Adenauer Stiftung und in anderen Aktivitäten von Diakonie und einer Stiftung für globale Gesundheit tätig. Also ich habe gesagt, das Büro wird aufgegeben und dann schauen wir mal in einem Jahr, ob es noch klug ist, das Apartment in Berlin weiter aufrechtzuerhalten. Wenn du vier erwachsene Kinder hast, gibt es immer wieder Verwendung und ich brauch dann mal am Wochenende den Schlüssel, insofern: Das Apartment ist nicht geräumt.
Aber immerhin, jetzt wären sie wieder in der Regierung?!
Ja, aber wissen Sie, ich sage das so ganz unumwunden. Ich habe das Glück gehabt, in 31 Jahren unendlich viel erleben zu können. Ich habe noch Bonn am Rhein erlebt, das war auch toll, damals waren unsere Kinder klein, da fand ich das ganz schön, dass ich nicht so weit weg arbeitete. Ich habe in Berlin viel erlebt: Im Kanzleramt als Generalsekretär der CDU Deutschlands mit einem wunderbaren Wahlerfolg 2013 und Erfahrung in einem Ministeramt. Also ich durfte sehr viel erleben und dann ist es auch irgendwann einmal gut und dann sind auch andere dran, ja, und damit bin ich sehr fein.
Grundgesetzänderung in der letzten Sitzung
Aber jetzt zum Schluss war es ja noch mal richtig spannend. Die letzte Sitzung im Bundestag, wo sie ja auch dabei waren. Es ging halt darum das Grundgesetz zu ändern, damit die neue Regierung richtig viel Geld zur Verfügung hat für Militär und Infrastruktur. Wie haben sie die Sitzung und das Ganze davor und jetzt auch danach erlebt?
Das war eine ganz besondere Zeit und Entscheidung. Wir leben in schwierigen Zeiten. Ich bin in der Jungen Union aktiv geworden, da galt noch das Denken des Kalten Krieges. Wir fühlten uns als Westen von Russland bedroht und das war dann 20 Jahre vorbei und kommt jetzt leider wieder. Gleichzeitig gibt es eine Unzuverlässigkeit der USA im westlichen Bündnis. Es ist so, dass das schon ganz besondere Zeiten sind, in denen man sich auch für kommende Generationen gute Jahrzehnte wünscht, so wie wir sie erleben durften. Gleichzeitig will ich offen sagen, ich neige nicht dazu, immer die jeweils eigene Zeit für die schwerste aller Zeiten zu halten, wenn ich mir vorstelle, die Menschen, die im zerbombten Köln, in Neuss, in Berlin gehockt haben und sich aufmachten, die Bundesrepublik Deutschland zu bauen. Dann hatten die ungleich größere, ja im wahrsten Sinne des Wortes Trümmerberge zu beseitigen und dass das geschafft wurde, kann doch auch Mut machen.
Sie sprechen die schwierigen Zeiten mit Gründung der Bundesregierung an. Sie haben den Krieg angesprochen, der damals zum Greifen nah war. Und jetzt stehen wir vor einer Situation, wo das alles wieder irgendwie denkbar ist. Ist das auch ein Grund, dass Sie sagen, das muss ich nicht mehr haben?
Also ehrlich gesagt, Herausforderungen wären so wie ich gebaut bin, eher ein Grund zu sagen, ich mache weiter. Aber ich finde eben nach 30 Jahren ist es auch gut, einen Schnitt zu machen, einen Generationenwechsel zu vollziehen. Wir müssen die nächste Generation wieder ganz neu für eine liberale Demokratie begeistern. Und da finde ich es großartig, dass wir mit Carl-Philipp Sassenrath jetzt einen Vertreter dieser jungen Generation als unseren direkt gewählten Abgeordneten haben. Aber mich treibt das um. Ich bin in einer Bundesrepublik Deutschland aufgewachsen, auch weil meine Eltern 1958 aus der DDR geflohen sind. Das war ein Erfolgsmodell. Bundesrepublik Deutschland. Und dieses Erfolgsmodell steht wirtschaftlich sicherheitspolitisch, damit im Hinblick auf die Bewahrung einer freiheitlichen Demokratie, vor Herausforderungen, die wir so lange nicht hatten. Diese Regierung muss im Interesse des Landes Erfolg haben. Selbst wer eine andere Partei als Union und SPD gewählt hat, muss dieser Regierung jetzt von Herzen Erfolg wünschen, denn die Lage ist ernst.
Emotionale Höhepunkte: Gröhes politische Laufbahn
Was hat sie denn in den ganzen Jahren im Bundestag und in der Regierung am meisten bewegt? Waren es Staatsbesuche, Reden. Was hat sie emotional am meisten mitgenommen?
Ich will bewusst kurz vor dem Bundestag anfangen, denn bevor ich 1994 in den Bundestag einzog, war ich bereits 5 Jahre Bundesvorsitzender der Jungen Union. Und wenn ich erwähne, dass meine Eltern 1958 über Berlin in den Westen geflohen sind, so gibt es keinen emotionaleren Tag in meinem politischen Leben als das Erklimmen der Mauer in Berlin am 10. November, nachdem sie in der Nacht zuvor gefallen war. Auch die große Nähe, in der ich das Wirken von Helmut Kohl erleben durfte, der Wiederaufbau oder der Neuaufbau von einer christdemokratischen Jugendorganisation in der früheren DDR. In unseren neuen Landesverbänden Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, das ist enorm emotional gewesen. Das erste Mal die eigene Heimat als direkt gewählter Abgeordneter im Bundestag vertreten zu dürfen, war ein solches emotionales Ereignis. Der Riesenwahlerfolg 2013 war ein Highlight und dann viele Schritte. Das ist das Schöne, wenn ich das so offen sagen darf, auch an einem Ministeramt, wenn neben der Gesetzgebung auch die Möglichkeit besteht konkret Dinge voranzutreiben. Erfahrungen, die ich hier in Neuss gemacht habe, beispielsweise im Augustinus Hospiz. Die wichtige Arbeit in einem Hospiz kennengelernt zu haben und dann als Gesundheitsminister sagen zu können, wir müssen die Förderung und Ausstattung der Hospizarbeit in Deutschland verbessern und das dann konkret umzusetzen. In der Diakonie Neuss erlebt zu haben, wie anspruchsvoll die Betreuung von demenziell erkrankten Menschen ist, hier vor Ort mit der Alzheimer Gesellschaft gesprochen zu haben und dann mit einer Pflegereform die Situation von Angehörigen von demenziell erkrankten Menschen grundlegend zu verändern, das waren solche Glücksgefühle. Und es gibt andere, wo man denkt, warum sind wir nicht schneller besser gewesen. Beispielsweise darin die Arbeitsbedingungen in der Kranken- und Altenpflege zu verbessern. Also ich will gar nicht so tun, als könnte man nur auf Erfolgserlebnisse zurückblicken.
Sie sind Neusser und auch in Neuss zur Schule gegangen. Wäre es für Sie nicht einfacher gewesen nach Bonn in die alte Bundeshauptstadt zu fahren?
Natürlich ist das eine Herausforderung. Bei Bonn hatten diese Herausforderungen andere, die aus dem Südwesten oder aus Mecklenburg-Vorpommern hätten anreisen müssen. Aber ich gebe zu, gerade für den Einstieg war die Nähe zwischen Neuss und Bonn gut. Ich sage ganz offen, wenn ich an die, auch globale Verantwortung Deutschlands heute denke, dann ist rückblickend auch für einen Rheinländer es möglich zu sagen, dass heute unsere Hauptstadt der Sitz von Regierung und Parlament Berlin ist, ist richtig.
Zeit als Bundesgesundheitsminister
Gucken wir noch auf die Zeit als Bundesminister? Das ist dann doch noch einmal etwas anderes, als normaler Abgeordneter zu sein. Wie lebt es sich mit ständigem Personenschutz?
Man lebt anders. Man muss sich daran gewöhnen, welche Hilfe auch darin besteht. Dass genau geplant wird, war schon in meiner Zeit im Kanzleramt und dann auch als Generalsekretär so. Dass einem da etwas abverlangt wird, zu akzeptieren, dass da ein Büro praktisch den Tagesverlauf und auch Termine wieder umplant und praktisch ständig weiterentwickelt. Es wird einem ein Tagesdrehbuch zugerufen. Das ist auch ein Stück Fremdbestimmung, aber du lernst mit großer Dankbarkeit, wie sehr dir das hilft, dass Mammutpensum einfach zu bewältigen. Was den Personenschutz angeht, habe ich damals jedenfalls gesagt: Das Beste, was man dazu tun kann, ist nicht so viel drüber reden, weil das natürlich auch für die interessant ist, die auf Lücken warten. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu den Männern und Frauen in dem Personenschutz-Kommando, das auch für mich zuständig war. Damals, anders als in der aggressiven Aufhitzung der Corona-Zeit, war das nicht rund um die Uhr nötig, aber doch bei einer Reihe öffentlicher Termine. Immer wieder habe ich auch gesagt, da will ich keinen Personenschutz. Beim Schützenfest habe ich gesagt, habe ich über 1000 Freunde, die sich um mich kümmern. Das war für die etwas ungewohnt zu akzeptieren, dass eine unbegrenzte Menschenmenge und viel Alkoholkonsum von mir als Sicherheitslage und nicht als Sicherheitsrisiko betrachtet wurden. Also, das war für mich nicht etwas, auf was ich wert gelegt habe, aber was ich wertgeschätzt habe und es ist gut, dass das dann auch mit Ende einer Amtszeit vorbei war. Es war auch manchmal ganz spaßig. Zum Beispiel beim Katholikentag. Da war ein Stand mit dem Erzbischof von Köln, und ich schlug ein Fass an. Da habe ich den beiden Personenschützern gesagt, also wenn ich da beim Bischof stehe und das Fass ansteche, dann halten Sie sich bitte zurück. Das haben die beiden Jungs dann auch gemacht, dann sagte ich anschließend zu meinem Fahrer, ich war nur froh, dass die beiden Jungs mit dem Knopf im Ohr beiseite gegangen sind, als ich da beim Bischof das Fass angestochen habe. Dann lachte mein Fahrer los und sagte, Chef, ist das ihr Ernst? Der Mann mit dem knallbunten T-Shirt war auch von uns. Also insofern gab es auch Dinge, die man gar nicht immer sofort mitbekommen hat. Man ist am Ende, weil man ja auch erlebt hat, dass schreckliche Dinge passieren, dankbar dafür, dass Menschen ihre Pflicht tun, indem sie unseren Staat und seine Organe und auch Politikerinnen und Politiker beschützen.
Würden Sie dann sagen, dass ihre Zeit dann doch entspannter war als die für ihre Nachfolger Jens Spahn und Karl Lauterbach?
Auf jeden Fall. Denn die Corona Pandemie, über deren notwendige Aufarbeitung wir sicher weiterreden werden, hat zu einer Aggressivität und Spaltung beigetragen, die ja dazu geführt hat, dass meine Nachfolger wirklich konkreten Bedrohungen in sehr viel häufigerem Maße ausgesetzt waren. Wenn sie bedenken, dass im Fall von Karl Lauterbach es Entführungspläne gab, diese weit fortgeschritten waren und anderes mehr, ja, dann waren sie einer anderen Bedrohungslage ausgesetzt. Und wissen Sie, ich habe vier Kinder, mit denen ich immer ein möglichst normales Familienleben führen wollte. Insofern war ich dankbar, dass gemessen daran, zu meiner Zeit die Sicherheitslage eine mit geringeren Herausforderung war.
Kommuniziert man eigentlich als Bundesminister anders oder nutzt man auch ganz normal Whatsapp, SMS, was man so aus dem Privaten kennt, oder gibt es da verschlüsselte Konten, die man nutzt?
Also zu einer bestimmten Zeit hatte ich auch ein bestimmtes Handy und bei bestimmten Auslandsreisen durfte das Handy nicht mit. Aber vieles ist glücklicherweise sehr normal, wobei jeder für sich selber entscheiden muss, was er in eine Whatsapp schreibt. Ich schreibe auch heute noch nicht alles in eine Whatsapp, denn für mich ist das nicht eine Frage nur von Sicherheitsrisiken, sondern die Weiterleitungstaste ist auch schnell gedrückt. Aber natürlich, ich meine, es ist bekannt, dass Angela Merkel eine Meisterin des Handys und der SMS-Nutzung war und insofern gerade in meiner Zeit als Generalsekretär gab es keinen Tag, wo nicht eine Reihe von SMS hin und her gingen.
Haben sich denn Jens Spahn und Karl Lauterbach bei Ihnen auch noch Tipps geholt?
Nein, Tipps wären auch völlig falsch gewesen, genauso öffentliche Zensuren. Aber wir hatten erstens eine gute Amtsübergabe, das gehört sich so, auch wenn ich nie ein Hehl draus gemacht hätte, ich hätte die Arbeit gerne fortgesetzt, gehört es sich dann, das ist auch der Respekt vor Institutionen, dass es dann einen sehr guten Übergang auch in der Weitergabe gegeben hat. Aber ich sage ganz offen, das ist dann auch die Aufgabe der aktuell Verantwortlichen, mit ihren Beratern Kontakte zu pflegen. Und wenn man selbst dann noch persönliche Kontakte hat, dann ist es auch nicht schlecht. Ich habe manchmal, wenn ich las, was da über die Nachfolger, aber etwa auch über den Chef des Robert Koch Institutes in den Medien an Aggressionen zu spüren war, einfach auch eine SMS geschickt und gesagt "durchhalten" und einfach auch ein Zeichen der Sympathie senden wollen. Tipps, öffentliche Ratschläge sind da nicht die richtige Art.
Aber wenn ich es rausgehört habe, sie wären auch selbst zur Corona-Zeit gerne Bundesgesundheitsminister gewesen?
Also niemand wünscht sich so eine Pandemie, Punkt. Und deswegen will kein Mensch gerne in einer Pandemie Minister sein. Aber an dem Tag, als ich in einem sehr ordentlichen Verfahren die Amtsgeschäfte an Jens Spahn übergeben hatte, da ist mir das nicht leichtgefallen. Da habe ich schon gedacht, du würdest gerne weiter diese spannende Aufgabe fortsetzen. Da war die Trennung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ich habe eben erwähnt, dass das jetzt auch zu den emotionalen Dingen gehört. Aber jetzt ist es ein gewollter, ein von mir angestrebter, Generationenwechsel. Damals war es anders. Und natürlich ist eine Pandemie einerseits eine Chance, auch das Gesundheitswesen etwa im Hinblick auf Digitalisierung zu modernisieren. Und wir sollten nicht nur auf das schauen, was vielleicht noch besser hätte laufen können, sondern dass das unfreiwilligerweise auch immer ein Modernisierungsschub zum Beispiel in Sachen Digitalisierung ist. Eine solche Aufgabe wünscht man sich nicht, aber man bewältigt sie. Und wir sind in Deutschland so gut ausgestattet, dass ich sagen würde, in Summe ist sie auch gut bewältigt worden.
Prominenteste Nummer im Gröhe-Handy
So, jetzt haben mir die Kollegen hier noch ein Ei reingelegt zum Vorlesen. "Wer ist denn Ihr prominentester Kontakt im Handy? Und dahinter, können wir ihn anrufen?"
Nein. Also erstens über meine prominentesten Kontakte schweige ich besser. Aber zu früheren Kabinettskollegen und die beziehen immerhin auch den amtierenden Bundeskanzler und seine Vorgängerin mit ein, gibt es Kontakte, nicht nur zu Geburtstagen. Aber gerade deswegen stelle ich diese Nummer nicht zum Anruf jetzt zur Verfügung.
Okay, also mal eben mit Olaf Scholz telefonieren, klappt jetzt gerade nicht.
Nee, ich glaube, der ist jetzt auch bei der Arbeit, der Übergabe und gleichzeitig bei superschweren Dingen, die die Regierung bis zuletzt machen soll. Da hat man Respekt vor. Ich habe übrigens nie einfach nur angerufen, sondern natürlich immer wurden Telefonate zunächst per SMS terminiert. Es sei denn, es brannte mal ganz heftig. Also ich glaube, so sehr sich sicher Olaf Scholz jetzt auf Grüße aus Neuss freuen würde, hat er noch mehr anderes jetzt.
Wobei Olaf Scholz bei Ihnen gar nicht so nahe liegt. Herr Merz wäre sicherlich für Sie noch schneller zu greifen.
Das ist wahr, aber er hat vielleicht sogar inzwischen noch mehr zu tun als Olaf Scholz. Ich gehöre weiterhin dem CDU-Bundesvorstand an, insofern haben wir auch Kontakt. Wir haben uns am Montag im Bundesvorstand gesehen, nächsten Montag ist schon wieder Bundesvorstand. Und in der Tat, zwischendurch gibt es auch mal eine SMS. Aber ehrlich gesagt, auch da gibt es jetzt keinen Anruf für schöne Grüße.
Schnellfragerunde
Wäre ich nicht Bundestagsabgeordneter und Bundesgesundheitsminister geworden, wäre ich?
Gerne evangelischer Pfarrer geworden.
Das letzte Mal auf meinem Stuhl im Bundestag gesessen zu haben, war?
Ein besonderer Moment, ein Rückblick auf eine tolle Zeit und viel Dankbarkeit, mit überraschend wenig Wehmut und mit einer nicht ganz einfachen Entscheidung.
Friedrich Merz und ich...
...arbeiten beide aus Überzeugung für dieses Land, sind überzeugte Christdemokraten und ich wünsche ihm jeden Erfolg.
Angela Merkel ist für mich...
...eine eindrucksvolle Führungspersönlichkeit gewesen und ich habe es als Ehre empfunden in ihrer Führungsmannschaft über einen ganzen Zeitraum mitwirken zu können.
Und nach meiner Zeit im Bundestag?
Freue ich mich auf neue Freiheiten, Zeit für die Familie, Zeit für die Heimat, auch Zeit für die eine oder andere Reise. Ich bin selbst gespannt auf das, was da kommt.
Das Interview in voller Länge
(Das Interview wurde geführt am 20.03.2025)