Entwicklung rund um den Tagebau Garzweiler
Veröffentlicht: Sonntag, 12.01.2025 15:00
Nach den Plänen der Landesregierung soll im Jahr 2030 der Abbau der Braunkohle im Tagebau Garzweiler enden. In Zukunft sollen da ein großer See und ein neues Wohngebiet entstehen.
Im Jahr 2030 soll in Garzweiler Schluss sein mit dem Braunkohleabbau. Wenn das Land dann noch auf den Kohlestrom angewiesen ist, darf bis 2033 abgebaut werden. Das legt das Kohleverstromungsbeendigungsgesetz fest. In den drei Jahren wird aber nur noch in die Tiefe gegraben, sodass keine Vergrößerung des Lochs mehr stattfindet. Das Tagebauloch wird bereits jetzt durch die Autobahn A44n in das östliche und das westliche Restloch unterteilt. Im westlichen Teil soll dann ein See entstehen, während auf dem Gebiet des östlichen Restlochs ein neuer Stadtteil für Jüchen entstehen soll.
Der Tagebau Garzweiler
Das "westliche Restloch"- der Tagebau-See
Im Jahr 2026 soll entschieden werden, ob der Tagebau wie geplant 2030 endet oder noch einmal um drei Jahre verlängert wird. Spätestens 2033 soll der Abbau der Braunkohle in Garzweiler aber endgültig Geschichte sein - das hat das Land NRW festgelegt. Aus dem dann leerstehende westliche Loch soll ein See werden, welcher vielseitig genutzt werden kann. Die Befüllung des Sees soll im Jahr 2036 starten, in den drei Jahren zwischen Abbau-Ende und Befüll-Start muss das Loch auf die Wasseraufnahme vorbereitet werden. Die benötigten 1,5 Milliarden Kubikmeter Wasser sollen aus dem Rhein kommen, benötigt wird dafür eine Rheinwassertransportleitung.
Die Rheinwassertransportleitung
Das Wasser soll bei Dormagen-Rheinfeld aus dem Rhein entnommen werden. Dort wird das Entnahmebauwerk errichtet. Von da aus wird das entnommene Wasser unterirdisch durch drei Rohre nach Grevenbroich-Allrath in das Verteilbauwerk geleitet. Zwei der Rohre führen von da aus nach Hambach, dort beginnt die Füllung des Sees bereits 2030. Das dritte Rohr geht in den Tagebau Garzweiler, dort kann dann ab frühstens 2035, wahrscheinlich am südlichen Bereich des Tagebaus Wasser hineinfließen, berichtet Jüchens Bürgermeister Harald Zillikens. Der Pegel des Rheins wird durch die Wasserentnahme maximal zwei Zentimeter sinken, bei Niedrigwasser des Rheins wird aber laut RWE weniger Wasser entnommen.
Die Vorbereitungen für die Wassertrasse läuft bereits auf Hochtouren. Die benötigten Rohre kommen aus der Türkei. Zwischengelagert werden sie bis zum Einbau dann in Rohrlagerhallen des RWE. Nach Ende des Abbaus muss RWE die Großgeräte, wie die Bagger und Absetzer, aus dem Tagebau holen, Böschungswinkel anpassen und das Ufer gestalten. Erst danach kann die Befüllung beginnen.
Eckdaten und Nutzung des Sees
Vorbereitungen für die Befüllung
Der Teil des Lochs, in dem der See entstehen soll, hat eine Größe von 2.300 Hektar. An den tiefsten Stellen wird der See bis zu 180 Meter tief sein. Die Stadt Jüchen rechnet damit, den See ungefähr ab dem Jahr 2045 nutzen zu können, wenn er halb voll ist. Bürgermeister Zillikens sagt:
"Da hat man unten schon so viel Wasser drin, dass man sagen kann, da kann man jetzt mit dem Boot drauf fahren [...] da kann man dann möglicherweise auch schon schwimmen."
Neben dem Schwimmen und Bootfahren soll aber auch das Surfen möglich werden. Denn im Jüchener Stadtteil Hochneukirch soll ein Surfzentrum entstehen.
Das "östliche Restloch"
Im "östlichen Restloch" wird bereits jetzt keine Kohle mehr abgebaut. Bis 2030 wird der Teil vollständig verfüllt - also zugekippt. Dazu hat sich RWE verpflichtet. In das Loch kommt in erster Linie eine Mischung aus Kies, Sand und Erde. Da wo Ackerbau betrieben werden soll, wird Löss aufgetragen. Löss ist eine Art von fruchtbarem Mutterboden.
Stadtteil Jüchen-Süd
Der neue Stadtteil "Jüchen Süd" soll eine direkte Anbindung an das Zentrum von Jüchen und an den Bahnhof haben. Er soll außerdem nur zwei Kilometer weit weg vom entstehenden See liegen. Bis zu 3.000 Einwohner sollen dort wohnen können.
Und auch über die Gestaltung der Wohneinheiten haben sich die Verantwortlichen bereits Gedanken gemacht. Zillikens ist neben seiner Bürgermeister-Tätigkeit auch Vorsitzender des Vereins "Landfolge Garzweiler". Der Verein setzt sich mit der Gestaltung und Projekten rund um das dann ehemalige Tagebaugebiet auseinander. Neben Einfamilienhäusern und Mehrfamilienhäuser sollen am östlichen Rand des Stadtteils Höfe und Ackerflächen für sämtliches Obst und Gemüse entstehen. Auch das Quellgebiet des alten Jüchener Bachs, welches aufgrund des Tagebaus nicht mehr vorhanden ist, soll nachgebaut werden. Ein zentraler Grünzug soll auch ein Teil von Jüchen-Süd werden.
Der Zeitplan für Jüchen-Süd
Wenn das östliche Westloch im Jahr 2030 vollständig verfüllt ist, kann der Bau von "Jüchen-Süd" nicht direkt beginnen, da sich der verfüllte Boden noch etwa zehn Jahre absenken wird. Jüchens Bürgermeister Harald Zillikens berichtet aber, dass die geplanten Grünzüge bereits im Jahr 2037 zur Internationalen Gartenausstellung fertig sein sollen. Von den Grünzügen aus soll sich der Stadtteil dann Stück für Stück ausdehnen. Rein rechnerisch gesehen könnten die ersten Menschen Mitte der 2030er Jahre einziehen, auf dem Teil, der bereits jetzt verfüllt ist, da sich der Boden dort dann bereits vollständig abgesetzt hat.